Hajo Hecht: Siebzig Jahre Schach im Verein

 

von GM Hajo Hecht

 

 

SK Tempelhof - Berlin 1953 – 1969 / 17 Jahre

 

Es war im Sommer 1952, als ich das erste Mal einen Schachklub besuchte. Der Betreuer einer kleinen Schachgruppe in Lichtenrade meinte: “Im Jugendheim hast Du keine Gegner mehr.“

Meine erste Turnierpartie mit Schachuhr war am 18. Januar 1953 fällig und meine erste Mannschaftskampfpartie am 15.November 1953 am 8.Brett der ersten Mannschaft. Wegen der schwierigen Ost-West-Verhältnisse wurde der Klub zu meiner zweiten Heimat. Der Spielabend war mir heilig, und ich versäumte ihn nur selten

Ab der Saison 1958/59 besetzte ich regelmäßig das erste Brett. Meine Gegner in der höchsten Berliner Spielklasse waren unter anderem die Internationalen Klaus Darga, Dr. H. Lehmann und Rudi Teschner.

 

SG Solingen 1868 – NRW 1970 – 1982 / 13 Jahre

 

Weil ich nach dem IA-Turnier in Büsum 1969 den IM-Titel erwarb, hatte ich die große Chance, Einladungen zu internationalen Turnieren zu erhalten. Deshalb quittierte ich die Beamtenlaufbahn bei der BfA in Berlin und bevorzugte eine Schachlaufbahn auf Zeit. Dazu gehörte auch ein Wechsel zum professionell geführten Schachklub SG Solingen 1868.

Dort spielte ich am 3. Brett hinter den Stars L. Kavalek, R. Hübner bzw. B. Spassky. Wir holten sieben Deutsche Mannschaftstitel sowie den Europapokal (mit Burewestnik Moskau). Einladungen zu internationalen Turnieren erhielt ich wie erhofft, und spielte in vielen europäischen Ländern 28 Turniere, von denen ich sieben gewann und viele gute Plätze hatte.

Die Grenzen wurden mir in den drei IA-Turnieren in Belgrad, Teesside und Budapest aufgezeigt. Deshalb war nach dem GM-Titel 1973 bald Schluss mit Berufsschach. Bei der Stadt Solingen wurde ich Programmierer und dann stand die Familie im Vordergrund.

 

SAbt. Bayern München – Bayern 1983 – 1992 / 10 Jahre

 

Nachdem ich bei der Stadt München eine Stelle als Programmierer erhielt, zog die Familie im Frühjahr 1983 nach Fürstenfeldbruck. Schach konnte ich weiter in der 1. Bundesliga spielen. Ich versteckte mich hinter den Spitzen H. Pfleger, Z. Ribli und später nochmals R. Hübner, um bald den jungen S. Kindermann, K. Bischoff, G. Hertneck, J. Hickl zu weichen. Auch in

Bayern ging es um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft, bei der vier Titel nach München gingen.

Um 1989/90 herum wurde ich der vielen Fahrten müde und ließ die erste Mannschaft sausen. Die wenigen Partien danach in der 2.Bundesliga hätte ich mir getrost sparen können.

 

SAbt. TuS Fürstenfeldbruck – Bayern 1993 – 2022 / 29 Jahre

 

Im Sommer 1993 fragte mich der damalige Abteilungsleiter des TuS FFB, Conny Wirtz, ob ich nicht Lust hätte, in heimischen Gefilden zu spielen. Ich stellte mir das Schachleben sechs Klassen tiefer angesichts der erheblich schwächeren Gegner und der geringeren Distanzen eher als Spaß am Schach ohne jede Vorbereitung vor und sagte zu. Es war wohl die richtige

Entscheidung, denn nach Ablauf von 29 Jahren spiele ich immer noch für den TuS. In dieser Zeit verlor ich von mehr als 260 Partien nur sieben, worauf ich durchaus stolz sein kann Die Verlustpartien kamen in den Jahren 1997 bis 2004 zustande, als der TuS einen Höhenflug bis in die Landesliga Süd hatte, um hernach wieder in der Zugspitzliga zu landen.

 

Persönliche Anmerkung

 

Ich spiele nun fast 70 Jahre wie aufgeführt organisiert im Verein. Dazu kommen 23 Jahre für Schwarzach/Austria. Nach der Saison 2022/23 quittiere ich die Mannschaftskämpfe, weil ich meine eigenen Erwartungen nicht mehr erfüllen kann und ohnehin genug gespielt habe.

 

Hajo Hecht, August 2022

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Jana und Tommy (Donnerstag, 08 September 2022 19:11)

    Lieber Hajo,

    erstmal Respekt für 70 Jahre Schach!
    Sehr schöner Bericht und sehr schade, dass du keine Mannschaftskämpfe nach der Saison 2022/2023 mehr spielen wirst.

    Liebe Grüße und wir sind stolz einen Spieler wie dich in unserem Verein zu haben!

    Jana und Tommy

  • #2

    Tommy (Donnerstag, 08 September 2022 19:18)

    Ich bin stolz mit einem Weltmeister-Bezwinger (Boris Spasky) in einer Mannschaft gespielt zu haben und Oberbayrischer Senioren-Mannschaftsmeister werden durfte.

    Tommy

  • #3

    Dieter (Sonntag, 11 September 2022 11:34)

    Hallo Hajo,
    herzlichen Glückwunsch zu dieser unglaublichen Schachbiographie!
    Selbst werde ich das Ziel "70 Jahre im Schachclub" bereits im Jahr 2085 erreichen.
    Ich rechne mir gute Chancen in der Altersklasse Ü125 aus.
    Alles Gute für Dich
    Dieter

  • #4

    Klaus (Donnerstag, 15 September 2022 13:01)

    Hallo Hajo,

    schade, daß Du nicht mehr spielen magst, aber ich kann es nachvollziehen. Wenn ich mir allerdings Deine Begründung ansehe, hätte ich schon vor Jahren aufhören müssen - ein wenig werde ich aber wohl noch weiter machen. Und auch nach der kommenden Saison werden wir uns sicher noch gelegentlich treffen, z.B. mal wieder am Grüngut Container :-)

    Bis demnächst,
    Klaus

  • #5

    Helmut Becker (Montag, 19 September 2022 16:47)

    Lieber HaJo,

    es war schön, am vergangenen Freitag (16. September) für dich die Laudatio am Ehrungsabend des TuS Fürstenfeldbruck vortragen zu dürfen. Du bist ein toller Sportler und ein hervorragender Mensch.

    Ich wünsche uns noch viele gemeinsame Jahre beim TuS in der Schachabteilung.